Interview mit Swami Yogeswarananda

 

 

Der Karar-Ashram in Puri ist die Wiege des Kriya-Yoga

Puri, die Stadt in Orissa mit dem berühmten Lord-Jagannath-Tempel, wird seit Jahrhunderten von zahlreichen Heiligen und Pilgern aufgesucht. Hier gründete Swami Shriyukteswar 1903 den Karar-Ashram, der ein bedeutsames historisches Zentrum des Kriya Yoga ist.

 

Dort saß einst Paramahamsa Yogananda zu Füßen seines Meisters Shriyukteswar, und von dort aus trug Yogananda im Auftrag seines Meisters den von Babaji an Lahiri Mahasaya überlieferten Kriya-Yoga in die ganze Welt.

 

Durch Yoganandas Klassiker „Autobiografie eines Yogi“ haben unzählige Menschen auf der ganzen Welt von Kriya Yoga erfahren und viele haben sich auf den Weg gemacht, um in die Fußstapfen der großen Meister zu treten.

 


Der Karar-Ashram existiert auch heute noch

Er wird von Swami Yogeswarananda Giri geleitet, der dort seit vielen Jahren lebt und das Erbe Sri Yukteswars weiterführt. Im Karar-Ashram werden von ihm Sucher aus aller Welt in den Kriya Yoga eingeweiht wie er von Sri Yukteswar gelehrt wurde.

 

Swami Yogeswarananda, der seine Einweihung von Paramahamsa Hariharananda erhalten hatte, der vor ihm im Auftrag Yoganandas den Ashram geleitet hatte, kommt seit vielen Jahren in den Sommermonaten regelmäßig nach Europa und besucht dort seine Schüler in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Während eines seiner Besuche hatte ich die Gelegenheit zu einem Interview mit Swami Yogeswarananda, das ich hier wiedergeben möchte. Vor einigen Jahren war ich selbst im Karar-Ashram in Puri und habe dort die wunderbare Schwingung dieses Ortes erfahren.

Interview mit Swami Yogeswarananda

Marianne Scherer: Swamiji, können Sie etwas über die Anfänge des Karar-Ashrams erzählen?

Swami Yogeswarananda: 1896 kam Sri Yukteswar das erste Mal nach Puri, um dort einen bekannten Astrologen aufzusuchen. Dieser war aber inzwischen verstorben und so ging Sri Yukteswar an den Strand, um dort zu meditieren.

 

Während dieser Meditation wurde ihm bewusst, dass der Platz, an dem er gerade saß, bestens dafür geeignet wäre, einen Ashram zu gründen. Am nächsten Tag traf er einen Mann von der Behörde und dieser willigte ein, ihm das Land zu überlassen.

 

1903 gründete Sri Yukteswar dann dort den Karar-Ashram, wo er sein Leben lang blieb, abgesehen von Aufenthalten in seinem elterlichen Wohnhaus in Serampur, wo auch Yogananda ihn regelmäßig aufsuchte.

 

1919, nachdem er die Mönchweihe bekommen hatte, kam Yogananda nach Puri, wo ihn sein Meister auf seinen zukünftigen Aufenthalt im Westen vorbereitete. Dass Yogananda dieser Weg vorherbestimmt war, wusste Sri Yukteswar von Mahavater Babaji und er erfüllte den an ihn erteilten Auftrag gewissenhaft. 1921 ging Yogananda dann in die USA, wo er seine Mission in Angriff nahm.

 

MS: Und wie ging es im Karar-Ashram weiter?

SY: Am 9. März 1936 verließ Sri Yukteswarji seinen Körper. An diesem Tag war Yogananda in Kalkutta und kam erst am nächsten Morgen in Puri an. Nachdem der Körper von Sri Yukteswar bestattet war, wurde ein neuer Präsident für den Ashram bestimmt, bevor Yogananda wieder in die USA reiste.

 

Ich kam 1976 in den Karar-Ashram, Swami Hariharananda war damals der Präsident und mein Guru. 1981 bestimmte er schriftlich, dass ich sein Nachfolger sein würde und 1983 wurde ich von ihm zum Präsidenten ernannt.

 


MS: Kamen damals viele Leute in den Ashram - und wie ist es heute?

SY: Es kamen damals immer mehr Menschen, nachdem im Karar-Ashram mehrere Häuser gebaut worden waren, die Sri Yukteswar aus eigenen Mitteln finanziert hatte. Viele ließen sich einweihen, manche blieben zunächst als Brahmacharis, bevor sie später die Mönchsweihe erhielten und blieben.

 

Heute gebe ich Kriya-Yoga-Klassen, wir meditieren am Morgen und am Abend. Es kommen Menschen aus aller Welt, die kürzere oder längere Zeit bleiben, um im Karar-Ashram zu meditieren. Dort befindet sich auch das Mausoleum von Sri Yukteswar, dessen Gegenwart bis heute zu spüren ist. Durch Yoganandas „Autobiografie eines Yogi“ wurde der Karar-Ashram in aller Welt bekannt und zieht bis heute viele Wahrheitssucher an.

MS: Seit wann kommen Sie nach Deutschland, um Kriya-Yoga zu lehren?

SY: 1987 bin ich zum ersten Mal auf die Initiative einiger meiner Schüler gekommen und komme jedes Jahr für einige Wochen nach Europa. Ich gebe den authentischen Kriya Yoga weiter, wie ich ihn im Karar-Ashram von Paramahamsa Hariharanda gelernt habe. 

 

MS: Was bedeutet authentischer Kriya-Yoga genau?

SY: Im Kriya gibt es hauptsächlich vier Techniken. Die erste Technik besteht in einer siebenfachen Verbeugung, durch die die Wirbelsäule magnetisiert wird. In den unteren Chakras in der Wirbelsäule befinden sich viele negative Eigenschaften, die durch diese Technik verändert werden können. Das Ziel ist es, das kosmische Bewusstsein zu erreichen.Dann kann ein Mensch die Göttlichkeit erlangen.

 

Der zweite Schritt ist Mahamudra. Indem man Mahamudra praktiziert, werden die Kanäle Ida und Pingala, die sich in der Wirbelsäule befinden, allmählich getrennt und es öffnet sich der mittlere feinstoffliche Kanal, die Sushumna, in der die Kundalini durch die Chakras nach oben steigt. Dabei spielt der Atem eine wichtige Rolle. Wenn der Atem gleichmäßig durch beide Nasenlöcher fließt, erlangt man innere Ruhe - die Voraussetzung für die weitere Entwicklung und eine erfolgreiche Meditation.

 

Im dritten Schritt geht es darum, den Atem durch die Chakras von einem Chakra zum anderen zu leiten und die Chakras dadurch zu aktivieren.

 

Im vierten Schritt kann man den Atem bewusst durch die Chakras rotieren und ihn auch beliebig anhalten. Dadurch wird altes Karma aufgelöst und die spirituelle Entwicklung wird sich um ein Vielfaches beschleunigen.

 

Durch Jyoti Mudra, eine weitere Technik, können die in der Wirbelsäule befindlichen Planeten, die den verschiedenen Chakras zugeordnet sind, harmonisiert werden. Schlechte planetare Einflüsse können bis zu einem gewissen Grad neutralisiert werden. Ziel des Kriya Yoga ist das Nirvikalpa-Samadhi, ein Zustand der höchste Grad yogischer Verwirklichung.

 

MS: Vielen Dank für dieses Interview.


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